Das große Verhör -
Ein Spiel in sechs Geständnissen
Uraufführung: 3.5.1955
Schauspiel-Studio Iserlohn
Inszenierung: Ferdinand Held-Magney
Bühnenmusik: Aloys Kontarsky
Schauspieler: Gisela Saur, Kurt Schmitz, Sepp Wäsche, Gerd Gutbier, Werner Battenfeld
Von der Gewalt sich ablösender totalitären Regierungen werden die Menschen - ob Gefangener oder Funktionär - immer wieder in Angst und Furcht gejagt. Was bleibt ihnen, um sich ihr eigenes Menschsein zu bewahren?
Der Dichter führt aus der politisch bedingten Situation die Menschen seines Spieles und den Zuschauer an die letzten ernsten Fragen des menschlichen Lebens und Zusammenlebens, Vertrauens, Glaubens und Lebens. Jedes Gespräch muß dabei zu einem Verhör werden, jede Antwort zu einem Geständnis. Liebe und Tod, die Endstationen des Lebens, sind aber die größeren Mächte gegenüber der weltlichen Macht eines Staatsapparates.
Tettenborn wagte es, heute ein politisches Stück zu schreiben, d.h. ein Stück das seine Motive nicht aus der politischen Propaganda bezieht, nicht der Tagespolitik dienstbar ist, sondern das wahrhaftige, wirkliche Leben des einzelnen Menschen ist Anfang und Ende dieses Werkes.
Der Mensch als fühlendes, liebendes Wesen steht den unübersehbaren Gewalten des Staates gegenüber - das ist der bedeutsame, dramatische Konflikt. Der Konflikt unserer Tage, unserer Zeit. Noch lange nicht überwunden, noch immer lauernd vor unseren Toren. Ihm sind ja unsere Brüder und Schwestern in jenem losgetrennten Teil Deutschlands ausgeliefert.
Iserlohner Kreisanzeiger und Zeitung, 2.5.1955